Zuerst die Zahlen:
Ablegen an Hafen/Tankstelle A Coruna (Galicia/Spanien) am 20.Juli 9.00 Uhr
Anlegen im Hafen von Concarneau (Südbretagne/Frankreich)am 23.Juli 10.30 Uhr
342, 75 sm, 145 sm unter Segel, 200 sm mit Motorunterstützung
ca. 80 l Diesel
Nun die Ereignisse/Gedanken/Erinnerungen, nicht chronologisch:
- Warten auf günstiges Wetter : Tagelang hängen wir in A Coruna fest, da viel Wind von Nord angesagt ist und wir nicht gegenan fahren wollen. Wir warten nicht allein, die Stege sind mit Nordwärtsfahrern belegt. Wir vergnügen uns in der Stadt, besuchen Museen, Kneipen und Freunde. Als wir festlegen: Morgen!, bekomme ich doch Muffensausen.
- Vorbereitungen: Die Suppe bleibt leider mangels Fleisch ungekocht, das ist nicht so gut. Also: Kartoffelsalat, gekochte Eier und belegte Brote wird es geben. Den Tipp von Freunden, vorgekochte Mahlzeiten in Plastikbeuteln zu lagern und sie dann nur noch in kochendes Wasser zu legen, probiere ich das nächste Mal. Weiterhin liegen warme Kleidung und Rettungswesten parat. Alles ist gut verstaut, damit nichts durch die Gegend fliegt. Wird es aber trotzdem.
- Wacheinteilung: Wir verabreden einen Wachwechsel alle drei Stunden. Das ist natürlich vor allem nachts wichtig. Da wir zu zweit sind, gibt es also nicht so viel Schlaf am Stück. Tagsüber sind wir ja meistens beide an Deck, da kann immer einer schlummern. Sonne unter, Mond auf, Mond unter, Sterne an, Sonne auf sind spektakulär! Damit ich in meiner Wache wache, singe ich alle Lieder, die ich kenne. Mehrmals.
- Wenn einer allein an Deck ist und der andere schläft, wird sich eingepickt. Rettungsweste nachts sowieso. Muss etwas auf Deck geregelt werden (reffen), wird vorher der andere geweckt, ebenso bei unklaren Beobachtungen.
- Schlafen: unter Fahrt klappert und ächzt es unter Deck, durch die Schiffsbewegungen ist es in der vorderen Kajüte recht ungemütlich, eher wie auf einer Achterbahn, also nichts für mich. Aber im Salon kann man gut schlafen, praktischerweise ist die längere Bank immer im Lee.Wichtig für das Einschlafen: Zähneputzen, Ausziehen, richtiges Bettzeug. Die anderen Klamotten griffbereit.
- Anstrengend: Aus-und Anziehen sind richtiggehend anstrengend und dauern auch ganz schön lange. Kurz aufstehen, Hose hoch, setzen, Hose zu, kurz aufstehen, festhalten, setzen und so weiter. Auch auf Toilette gehen ist anstrengend, da man sich ständig festhalten muss.Kochen fällt aus. Der Skipper kocht aber immer mal Tee.
- Angeln: Insgesamt schon viele Wochen ziehen wir erfolglos die Angel hinterher. So auch am ersten Vormittag, die Berge Galiziens sind noch nah, vor uns wird aber lange kein Land mehr zu sehen sein. Da beißt doch wirklich ein Fisch! Der Skipper holt die Leine ein, ich soll dann die Angel halten, der Fisch zappelt hinter der Badeleiter. Der Skipper hat inzwischen sein Gurtzeug angelegt, pickt sich ein und geht „nach draußen“, um den Hornhecht vom Haken zu lösen. Wir sind uns einig, dass es ein sehr schlechter Zeitpunkt für diesen Angelerfolg ist und der Fisch auf keinen Fall an Bord darf, obwohl er eine perfekte Essgröße hat. Einen Fisch während der Fahrt auseinandernehmen und ihn zu braten trauen wir uns noch nicht zu. Tot ist der Hornhecht inzwischen.
- Nächtliche Beobachtungen: Drei Tage lang sind wir allein auf der Welt, die Welt ist eine Scheibe, nur Horizont ringsherum. Keine andern Segelschiffe, keine Fischer, wir fahren abseits der hauptsächlichen Route, da die meisten nach Brest fahren. Wir wollen aber noch ein wenig die Südbretagne erkunden. Auch auf AIS sind nur manchmal einzelne Schiffe, weit entfernt zu sehen. Aber nicht nachts: Da tauchen immer wieder Lichter auf, bewegen sich schnell oder scheinen auf der Stelle zu stehen. Was ist das? Wie weit ist das entfernt? Kommt es näher? Kollisionskurs? Die Entfernungen sind im Dunkeln besonders schwierig zu schätzen, man muss ständig rundumblicken, denn auch von hinten kann etwas kommen, und ob die uns sehen? In meiner letzten Nachtwache ließ ich die zwei gelben Blinklichter schräg vor uns nicht aus den Augen. Kursänderung? Aber sie entfernten sich von uns. Jetzt weiß ich, es waren Ringwadenfischer, so etwas gibt es also wirklich. Wirklich nicht empfehlenswert, dazwischen zu fahren! Dann machten mich mehrere rotblinkende Lichter, die sich nicht von der Stelle bewegten, nervös. Ich checkte mehrmals die Karte auf Eintragungen, fand aber nichts. Auch der Skipper konnte sie nicht zuordnen. Also weiter beobachten. Es stellte sich heraus, dass es eine Windkraftanlage weit an Land war.
- Immer noch nicht da: Heute sollten wir ankommen, ich wachte mit dem Gedanken auf: endlich Land! Als ich dann an Deck ging und hoffnungsfroh nach vorne sah, sah ich nichts. Nein! Immer noch kein Land! Wir haben und verfahren! Wir fahren immer im Kreis herum! Wir fahren auf der Biskaya rundherum statt drüber! Es gibt gar kein Land! Jammer, jammer, jammer! Ich sollte nun genau hinschauen, da vorne, das waren viele Inseln! Ganz flach. Auf der Seekarte sah ich dann, dass wir fast da waren.
- Landfall: Es sollte aber doch noch einige Stunden dauern, bis wir den Hafen in der Bucht erreichten. Wir kamen aus dem Staunen und der Freude gar nicht mehr raus: So schön hier! Und da! Guck mal! Inzwischen kamen uns viele Segelboote entgegen, sie begannen den wunderbaren Tag. Die Sonne schien, eine leichte Brise, es war warm und wir zogen einige Schichten aus. Wir bereiteten Leinen und Fender vor, der Skipper funkte den Hafenmeister an und wir bekamen einen Steg zugewiesen. Dann gleich rein in die Lücke und festgemacht. Zum Nachbarschiff drei Zentimeter Platz, na so was! Nach einem Anlegebier legten wir uns noch ein bisschen umme. Lange haben wir aber nicht geschlafen, es wurde ganz schön warm. Und nun: Sonnenverdeck aufspannen und Gastlandsflagge wechseln! Vive la France!