Oh, Fallada!

Fallada-Museum

Fallada-Museum

 In diesem hübschen Haus wohnte 1933 -1944 Hans Fallada. Also – Rudolf Ditzen und seine Familie. Es ist ein Haus am See, mit einem riesigen Grundstück entlang des Seeufers, also eher ein Anwesen.Traumhafte Lage. Es muss wunderbar gewesen sein, dort zu wohnen.  Der Ort heißt Carwitz, in der Nähe von Feldberg, eine ganze Ecke nördlich von Berlin. Jetzt ist dort ein Museum, und der Besuch lohnt sich wirklich. „Kleiner Mann, was nun?“ kennt sicherlich jeder,  ebenso die  Geschichten aus der Murkelei, oder „Wolf unter Wölfen“, „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ oder „Der Trinker“. Aber was für ein tragisches Leben er selbst hatte, das habe ich erst dort im Museum erfahren. Bei einer Audio-Führung und in der Scheunen Ausstellung.

  • als Gymnasiast wollte er eigentlich nur sterben und verabredete mit einem Freund ein Duell, um den Doppelselbstmord zu verschleiern
  • der Freund starb durch seine Hand, er selbst schoss sich mehrmals in die Brust und überlebte
  • angeklagt wurde er nicht, sondern kam „unzurechnungsfähig“ in verschiedene Kliniken
  • zum Beispiel in Rudolstadt und Jena
  • Überhaupt verbrachte er viele Monate seines Lebens in diversen Nervenheilanstalten
  • nannte sich Hans Fallada (wollte nicht mit seiner Vergangenheit in Zusammenhang gebracht werden?)
  • seine eigene Therapie: schreiben – jeden Tag mehrere Seiten, den nächsten Tag mindestens genausoviel oder mehr
  • „Kleiner Mann, was nun?“ war sehr erfolgreich, kam später auch als erstes Taschenbuch überhaupt auf den Markt (rororo)
  • nach jedem Buch erneut Sanatorium
  • Kettenraucher: 120 Zigaretten am Tag, an guten Tagen nur 60
  • Kinder mussten ganz leise spielen, wenn er arbeitete
  • wöchentliches Wiegen der Familie im Hof und Eintrag in „Wiegelisten“ – eigene Landwirtschaft und Garten
  • weitere Süchte: Alkohol und Morphium
  • 1944 Scheidung – Warum? – jedenfalls wird er nicht des versuchten Totschlags an seiner Frau angeklagt, weil unzurechnungsfähig
  • als Feldberger Bürgermeister wider Willen eingesetzt
  • lernt eine junge Frau kennen, die bringt ihn zurück zum Morphium, er heiratet sie
  • sie ist reich (verwitwet), hat ein Haus in Berlin, sie ziehen dort hin
  • Berlin zu dieser Zeit muss furchtbar gewesen sein Johannes R. Becher kümmert sich um ihn und verschafft ihm Aufträge
  • wurde nur 53, starb in Berlin in einem „Notkrankenhaus“, einer Schule

Je mehr Details ich in der Ausstellung gehört und gelesen habe, desto furchtbarer kam mir sein Leben vor. Doch ich will gerne glauben, dass die 11 Carwitzer Jahre glücklich waren. Haus, Hof, See, Familie, Erfolg, Freunde…

Friedhof Carwitz

Friedhof Carwitz

Auf dem Friedhof in Carwitz wurde in den 50er Jahren seine Urne beigesetzt, es gibt eine Gedenktafel und sogar einen Grabstein, den seine Frau hat machen lassen.

Blick aus der Veranda

Blick aus der Veranda

Der Garten ist wunderschön, es gibt einen Sitzplatz am Seeufer, der fast noch original ist. Ach ja, und im Haus in Vitrinen ist Geschirr, Silberbesteck und allerhand bürgerlicher Schnickschnack zu bewundern. Er legte großen Wert auf fein gedeckte Tische, gute Speisen und gemeinsame Mahlzeiten, mit Familie, „Haustöchtern“ (Personal) und Freunden. Die Möbel hat er selbst entworfen und bauen lassen. Kurz und gut  ein Besuch lohnt sich! Öffnungszeiten: April -Oktober 10.00 – 17.00 Uhr, November – März 14.00 – 16.00 Uhr. Es gibt auch jede Menge Literatur von ihm und über ihn zu kaufen, ebenso Postkarten und Fotos. Außerdem finden regelmäßig Lesungen und andere Veranstaltungen statt. Weitere und viel mehr Informationen findet man auf der Seite: Fallada.de.

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