Wir üben uns im Argumentieren, sammeln pro und contra Meinungen, versuchen diese zu begründen und Beispielsätze zu finden. Die Neuntklässler sollen jetzt aus einer Auflistung im Lehrbuch ein Balkendiagramm zeichnen. Ich hatte als Unterrichtsziel vor, dass die Schüler dann eine Statistik sprachlich in ihre Argumentation einbringen können. 1477 Thüringer Schüler wurden 1992 befragt, welche Nebenjobs sie schon ausübten, Mehrfachnennungen waren möglich. Es ist 10 Minuten Ruhe (!!!) und alle zeichnen, einige malen. Natürlich habe ich an der Tafel ein Balkendiagramm skizziert. Ich gehe durch die Reihen und sehe mir an, was und wie sie arbeiten. Ein Schüler starrt auf sein schön buntes Streifendiagramm und kommt nicht weiter. Ich schreibe an die Tafel: Warum funktioniert hier ein Streifendiagramm nicht? und denke aus irgendeinem Grund, das gäbe zum Nachdenken Anlass. Wir sprechen über die Arten der Darstellung, die Schüler sollen ihr Diagramm erklären. Ich frage weiter nach, die Schüler schütteln nicht nur innerlich mit dem Kopf und können mit meiner Fragerei so gar nichts anfangen. Wie viele Prozente gibt es hier überhaupt??? Einige rechnen, natürlich mit dem Taschenrechner. 144,9 Prozent. Das ist richtig. Und was bedeuted denn das? (Ich wollte einfach nur hören, dass viele Schüler aus der Befragung wohl mehrere Nebenjobs hatten.) Ich schreibe an die Tafel: Warum gibt es hier mehr als 100% ? Jetzt endlich antworten sie:
- Ist jetzt Mathe, oder was?
- Das muss man durch 3,6 teilen und dann ins Diagramm schreiben.
- Weil es in Thüringen ist.
- Weil es mehr Schüler sind.
- Weil sie hoch ist. (?)
- So viele Schüler gibt es an unserer Schule nicht.
- Das sind alte Zahlen, das ist nicht aktuell.
Ach so.
Tja, wenn vernetztes Denken nicht geübt wird, dann geht im Unterricht „Deutsch“ nur die Schublade mit den Rechtschreibung und manchmal noch richtigen grammatikalischen Begriffen auf. Dass dich die Stunde Nerven und Konzentration gekostet hat, merkt man deinem Text an…. Nimms nicht so schwer, spätestens wenn diese Schüler einen Nebenjob brauchen, merken sie, dass Zahlen wichtig sind.
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