Am Untersaum des Wolkenvorhangs
hängt der Sonne purpurne Kugel.
Langsam zieht ihn die goldene Last
zur Erde nieder,bis die bunten Falten
das rotaufzuckende Grau des Meeres berühren.
Ausgerollt ist der gewaltige Vorhang.
Der tiefblaue Grund, unten mit leuchtenden Farben breit gedeckt,
bricht darüber in mächtiger Fläche hervor, karg mit verrötenden
Wolkengirlanden durchrankt
und mit silbernen Sternchen glitzernd durchsät.
Aus schimmernden Punkten schau ich das Bild einer ruhenden Sphinx
kunstvoll gestickt.
Eine Ankerkugel, liegt die Sonne im Meer. Das eintauchende Tuch, schwer von der Nässe, dehnt sich hinein in die Flut.
Die Farben blassen, mählig verwaschen.
Und bald strahlt
vom Himmel zur Erde
nur noch
der tiefe, satte Ton
blauschwarzer Seide.
Christian Morgenstern
(Aus der Sammlung In Phantas Schloß)


