Die Lektüre eine Ratgebers kann wirklich sehr erbaulich sein. Schon im Sommer( Wandervögel) erquickte ich mich an einer „Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene“ : „Verirren“. Die Autoren Kathrin Passig und Aleks Scholz unterweisen im richtigen Verirren. Das muss ausprobiert werden! Suchen wir zunächst eine zu überprüfende Textstelle:
“ …Noch weniger als Landschaften sind die Wege, die durch diese Landschaften hindurchführen, vom Zufall bestimmt. Wege haben Ursachen, in ihnen materialisiert sich eine Idee, und sei es nur die Idee eines Tieres, auf diesem Weg ließe sich wohl bequem irgendwohin gelangen. … Die Interessen von Tieren beim Anlegen von Wegen sind nicht deckungsgleich mit denen der Menschen, aber in unserer Abneigung gegen nasse Füße (Ausnahme: Frösche), zu großen Steigungen und dem Wunsch, nicht unbedingt von Grenzpolizei oder Fressfeinden erspäht zu werden, sind wir uns einig. … Hat man die Grundidee eines Weges verstanden, wird man ihn mit etwas Glück auch dann wiederfinden, wenn er stellenweise nicht zu erkennen ist. … „
Als Ausgangspunkt für unser Verirren wählten wir den Harz und trafen fortgeschrittene Vorbereitungen:
1. Ausreichend Proviant für die Männerrucksäcke, denn wir Frauen sind schwach und verhungern lieber, als dass wir was schleppen.
2. Studium der Harz-Wanderkarte, um festzulegen, wohin wir mit dem Auto fahren wollen.
3. Abfahrt, stundenlanges Harzqueren und Besichtigung sämtlicher Baustellen und Umleitungen. Das sonst allgegenwärtige Navi befindet sich im anderen Auto. (Episode am Rande: Wir Frauen werfen unser Pilz-Such-Radar-Auge in den Wald und wünschen uns insgeheim, genau hier, hier, hier anzuhalten. Hier ist doch auch schön. Wir schwärmen von Rezepten. Männerseitiges Ignorieren. Da zückt C. ihre verbale Geheimwaffe: „Wir müssen mal!“)
5. Start der Wanderung: S. packt seinen „Wanderführer“ aus und beginnt vorzulesen: „Gehen Sie vom Parkplatz in westlicher Richtung und überqueren Sie nach 200 Metern die Gleise. Gehen Sie auf dem Weg in den Wald.“ Gehen Sie direkt dahin. Gehen Sie nicht über Los. Wir haben einen Rundweg ausgesucht, den wir abwandern, abstempeln und abhaken. Abweichungen vom Weg werden in der Gruppe diskutiert. Manchmal müssen wir an die Seite gehen, da uns alte Leute im Sturmschritt überholen oder bergauf entgegenkommende Radfahrer uns umnieten wollen.
6. Wir fragen nach dem Weg, beachten die Wegweiser, Wandermarkierungen und schriftlichen Hinweise. Um ganz sicher zu gehen, trotten wir den anderen hinterdrein. – Wir sind eben Orientierungsprofis!
7. Extra ein Stück bergauf zurück gingen wir nach einigen Diskussionen über die zu gehende Wegstrecke, da es ja ein Rundweg sein sollte und Abkürzungen einmütig abgelehnt wurden. Der Wanderratgeber wurde zu Rate gezogen. Zurück zum Wegweiser! Und da stand eindeutig, welchen Weg wir einschlagen wollten. Der Rest der Wanderung soll in Bildern erzählt werden:
…“Es ist nicht leicht, eine einmal eingeschlagene Richtung einzuhalten, wenn man gleichzeitig in eine andere gelockt wird. Anziehende Elemente sind Lichter im Dunkeln, Schiffe auf dem offenen Meer oder vermeintlich trockenere Stellen in einer nassen Gegend.(In unserem Fall ein einladender Wegweiser: Kein Wanderweg!) Abstoßende Elemente können Regen, Schnee und Hagel im Gesicht oder ein vermuteter Abgrund im Nebel sein.“…(In unserem Fall übervölkerter breitgelatschter Seniorenweg)
Seltsamerweise kamen wir exakt da an, wo wir hinwollten, obwohl es die gefühlte falsche Seite des Berges war und die Wegweiser in die entgegengesetzte Richtung zeigten. Und da T. seinen Tracker aufzeichnen ließ, kann man bei googleEarth auch sehr schön unseren Rundweg erkennen. Die komischen Zick-Zack-Hin-und-Her-Linien sind eindeutig GPS – Ungenauigkeiten!





