Was für ein Meilenstein

Nun soll es losgehen, endlich, endlich. Ich tigere über den Steg, es gibt noch das zu tun und jenes zu erledigen. Der Skipper und der Mitsegler haben wohl noch zu tun, doch schwatzen sie mit den Nachbarbooten und ich verliere langsam die Nerven und beginne zu hyperventilieren. In den letzten Tagen haben wir immer wieder das Wetter gecheckt, immer wieder die Abfahrt verschoben. Ausklariert sind wir, der Ausreisestempel ist im Pass. Jetzt also. Ist das Boot bereit? Sind wir bereit? 900 Meilen gegenan, gegen Wind, Wellen und Strom. Von Mindelo zu den Kanarischen Inseln. Unsere Freunde sind schon vorgestern los, als der Wind noch mächtig blies, sie wollen auch wieder nach Europa. Wir jetzt auch, 1300 legen wir ab, Wir motoren aus dem Hafen ( sicherheitshalber sagen wir den Kapverden innerlich nicht endgültig tschüss, denn wer weis… ), der Bucht und durch die Düse zwischen den beiden Inseln. Voller Anspannung stehe ich die ersten 10 Meilen am Steuer, als wir dann schön segeln können, wird mir schlecht und ich werde in der ersten Nacht geschont und kann schlafen. Am zweiten Tag bin ich wieder fit und kann meine Wachen übernehmen. Mit jedem weiteren Tag entspannt sich das Bordleben, wir reden, lesen, dösen, kochen, essen, spielen. Wir segeln so, dass wir möglichst die Schwachwindzonen nutzen können, also hierhin und dahin, ich kann auf der Karte nicht erkennen, dass wir unserem Ziel näher kommen. Aber schwacher Wind war nicht wirklich schwach. Es gibt keinen Schiffsverkehr und noch nicht einmal Flugzeuge fliegen hier im Nirgendwo. In meinen Wachen beobachte ich auf der Logge, wie unsere Meilen sich ansammeln. 400. 500. 700. 900. Ich bin ganz aufgeregt, als 980 am frühen Morgen auf der Logge stehen, ich bleibe oben, obwohl der Skipper jetzt wacht. Mit der Handykamera stehe ich für die Tausend auf der Anzeige bereit, in dem Moment, wo ich abdrücke, stehen auf einmal 245 Meilen auf der Logge. Sie kann gar nicht vierstellig anzeigen, hat einfach irgendwohin umgeschaltet. Das frustriert mich ein bisschen, Denn noch nie sind wir so weit und so lange gesegelt. Nun ja, es sollten noch weitere Meilen und Tage dazukommen.

  • Jeden Tag 1300 gaben einen „Etmalsnack“, ich kochte was Schönes zur Feier des Ablesens der Tagesetappe.
  • Vor Sonnenuntergang gab es dann die eigentliche Mahlzeit, wir wechselten uns mit Kochen und Backen ab.
  • Die letzten zwei Tage sind wir vorwiegend motort, endlich in direkter Linie auf Gran Canaria zu.
  • Wir entschieden uns, nicht nach Teneriffa zu segeln und hofften auf bessere Werftbedingungen in Las Palmas.
  • Wir konnten unterwegs sogar abwechselnd mal ins Wasser gehen, baden und etwas abduschen, da fühlt man sich doch gleich wieder sauberer und frischer.
  • Mit unserm kompetenten Mitsegler haben wir uns sehr gut verstanden und wir hatten viel Spaß. Wir sind so froh, dass du mit uns gesegelt bist. Danke, Eberhard!
  • Auch wenn wir immer wieder das Rigg genau beobachteten, es nachts mit der Taschenlampe ableuchteten und genau auf den Mast achteten, bekamen wir wieder Vertrauen in unser Schiff. Große Sache für uns.
  • Allerdings habe ich mich weiterhin nachts sicherer gefühlt, wenn wir gerefft gefahren sind. Bin eben ein Weichei.
  • Am zehnten Tag: Land in Sicht! Was für eine Freude! Und auch noch achterlicher Wind! Letzt geht es auch noch so richtig schnell!
  • In der Einfahrt zum Hafen steht immer noch viel Wind und Welle, wir biegen um die Mole – ah, viel ruhiger. Festmachen. Auf den Steg hüpfen Jubeln.
  • 10 Tage, 1117 Seemeilen, wieder in Europa.
  • Was für ein Meilenstein!

Diese Ereignisse sind jetzt ein Jahr her. Aber immer noch präsent.

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