Zu meinem Geburtstag wünschte ich mir von den Gästen eine Erinnerung, eine Geschichte oder alte Fotos. Ich habe jetzt wunderbare Alben mit erstaunlichen Fotos, von denen ich nicht einmal wusste, ganz tolle Geschichten wurden erzählt, vorgetragen oder überreicht. Hier ein Brief der Tochter von Freunden (den ich freundlicherweise auch hier veröffentliche darf)
Seit mehreren Jahren, wenn nicht sogar schon Jahrzehnten, fährt unsere Familie nun schon über Silvester und Neujahr zu Familie B. ins Eichsfeld, eine Tradition, die nur um die Jahrtausendwende einmal kurz unterbrochen wurde und sich bis in dieses Jahr fröhlich fortgesetzt hat. Ich bin nun schon seit knapp fünf Jahren nicht mehr dabei gewesen, daher könnte es sein, dass meine Beschreibung des üblichen Ablaufs dieser Treffen etwas unsortiert ist, oder sich diverse Traditionen verändert haben.
Aus der Perspektive meines Pre-Teen Ichs (um den wunderschönen Fachbegriff aus Soziologiekreisen zu verwenden, der Kinder zwischen 8 und 12 beschreibt) lief das Ganze immer ungefähr so ab:
1 – nach dem Mittag am 30. oder 31. im Eichsfeld ankommen (Wir hatten immer zu viel Gepäck dabei.)
2 – man tauscht sich über die Ereignisse des letzten Urlaubs oder den generellen Lebenswandel der letzten Monate über den Nachmittag hinweg aus. Dazu gibt es Bier oder wahlweise Sekt. Manchmal auch irgenwas „Schnuckeliges“ (Wer sich jetzt fragt, was das sein soll: Ein alkoholisches Mixgetränk mit einer besonderen, meist süßen und leicht exotischen Zutat.)
3 – Gegen Abend wird der Rost angemacht. Es kommen mehr Leute als geplant zum Abendessen, aber es gibt immer genug Bier. Wahrscheinlich auch Rotwein. (Ich fand die Tatsache, dass ich an Silvester Cola in Massen und manchmal auch zum Frühstück trinken durfte, viel, viel interessanter natürlich. Damals.)
4 – Danach gibt es Brettspiele. Das allseits bekannte und oft beklagte Wichteln mit jedermanns Stehrümchen (An dieser Stelle übrigens nochmal ein großes Dankeschön dafür, dass ich knapp 10 Jahre lang davon ausging, Silvester bekomme man nochmals ein Geschenk. Hat mich immer sehr gewundert, dass Mama und Papa von meinen Errungenschaften nicht so begeistert waren.)
5 – Dinner for One darf auch nicht fehlen
6 – Dann sitzt man eigentlich nur weiter rum und schnackt, die Jungs böllern eventuell schon ein bisschen und der Sekt wird kalt gestellt.
7 – Wenn sie anfangen The Final Countdown im Radio zu spielen wird jedem ein Glas davon in die Hand gedrückt, man zählt herunter und wünscht sich ein schönes Neues.
8 – Obligatorisches Feuerwerk. Beliebt bei allen Kindern und denen, die es geblieben sind. Diverse Verletzungen würden umgehend behandelt.
9 – Am liebsten mit Mitternachtssuppe. (Kompliment an Conny an diese Stell nochmal, sie war immer fabelhaft und genau das Richtige für diese Uhrzeit.)
10 – Der Sekt wird geleert, man bedankt sich still bei der Regierung, dass man keine ausländischen Steuern für Alkohol bezahlen muss und scheucht die Kinder ins Bett.
Hier muss meine Rekapitulation natürlich logischerweise aufhören, gehörte ich doch immer zu den Kindern, die dann nach oben verfrachtet wurden.
Wer sich nun aber fragt, warum meinem 8 – 12 jährigen Ich der generelle Alkoholkonsum so stark aufgefallen ist – das war natürlich gelogen.
Ich hätte wahrscheinlich auch nie weiter darüber nachgedacht, hätte ich nicht allen Leuten von „dieser coolen Frau, mit der meine Eltern befreundet sind“ erzählt.
„Die ist immer cool und relaxt, lacht eigentlich die ganze Zeit. Voll nicht so streng, wie deine eigenen Eltern. Außerdem erzählt sie gute Witze, die andere Erwachsenen sonst NIE vor Kindern erzählen würden!“
Tja. Hat ein paar Jahre gedauert, bis mir dämmerte, dass sie wahrscheinlich einen Großteil unseres Aufenthaltes einfach nur beschwipst war.
P.S.: Ändert natürlich nichts an deiner Coolness! Bitte erzähl weiter Witze, die man Kindern niemals erzählen sollte, lache laut und heiter und lasst es heute ordentlich krachen!
Alles Gute, H.
Liebe H.! Schau hier und hier oder hier , wie wir ohne Kinder Silvester verbringen und hier und hier, als du noch mit dabei warst!