Im Sturzflug sah ich mich irgendwie auch von außen, in Zeitlupe: der von mir getretene Stein flutschte weg, ich seitlich nach vorn, mit den Armen rudernd, unbeholfene Ausgleichsschritte, dabei fallend und schließlich am Boden liegend. Dann war da nur noch Schmerz und der Gedanke: Scheiße! Ich ergriff die helfende Hände, kam wieder hoch und versicherte, dass es schon ginge. Und ging ein paar Schritte. Noch noch ein paar. Dann kann ich auch weiterlaufen. Im Takt der Schitte: Scheiße, Scheiße, Scheiße. Das war am km 11. Die Hälfte. Am nächsten Bergwacht-Zelt, an der Schmücke, ließ ich mich etwas betüdeln. Die Wund am Knie wurde gereinigt. Doch ich wollte auf keinen Fall meine Hose und damit meinen linken Schuh ausziehen, um einen Verband drumgenetzt zu bekommen. Nie wieder hätte ich dann meinen Fuß wieder in den Schuh bekommen. Ich bedankte mich, trank noch eine Cola, aß ein Stückchen Banane und lief weiter.(Zum Glück habe ich mein Knie nur durch das Loch in der Hose betrachtet und sah so nicht die dick geschwollene Stelle daneben.) Noch 9 km! Die zogen sich endlos. Schulter, Knie, Handgelenk und Fußgelenke schmerzten gleichmäßig. Noch 5 km. Nichts geht mehr. Gehen geht nicht. Laufen geht nicht. Weiter! Weiter! Weiter! Alle, die ich vorher überholte, sind schon längst an mir vorbeigelaufen. Oder gegangen. Die Nordic Walker stöckerten vorbei. Ich schlich inmitten der gehenden und schwatzenden und dicken und großhintrigen und alten Läufer (35 x dabei) so vor mich hin. Bergauf konnte ich joggen, bergab musste ich gehen und die geraden Strecken waren eine Qual. Wann kommt denn endlich das Ziel? Klatschende Leute säumten die Wege, kurz vorm Ziel AC/DC aus dem Lautsprecher, weiter, weiter, weiter! Meine Hüfte schreit „Nein“, meine Waden haben den Krampf aufgegeben, mein Knie brennt und tuckert, mein Kopf sagt: Lächeln! Die Zielgerade. Die Zuschauer schreien, feuern an, klatschen, rufen Namen. Dass sie die Kinder auf der Nebenbahn meinen, stört mich nicht, ihre Anfeuerungsrufe tragen mich durch das Ziel. 21, 2 km, von Oberhof nach Schmiedefeld im Schneckentempo, doch die Zeit ist mir jetzt so was von egal. Ich bin angekommen! Ich habe es geschafft! Das war der Hammer!
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Herzlichen Glückwunsch zum Kampf gegen den inneren Schweinehund, aber wenns um Verletzungen geht, ist weniger manchmal mehr.
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Danke! Den inneren Schweinehund hatte ich zu Hause auf dem Sofa liegen lassen. Aufgeben kam nicht in Frage, einziges Ziel war, ins Ziel zu kommen. Inzwischen ist das Knie auch nicht mehr so dick, ich kam heute sogar in den vierten Stock. Aber nur, weil ich musste.
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