Der Zug ist gar kein Zug, sondern nur ein Triebwagen. Wir quetschen uns hinein, die Mädels sitzen zu viert oder fünft auf zwei Sitzen, die Rabauken sitzen bequem und der Großteil von uns steht auf jeder freien Fläche. Der Zug steht auch auf vielen freien Flächen und wartet. Auf einen Gegenzug, auf den vorausfahrenden Zug und einfach so. Interessant wird es, als bei der nächst größeren Station weitere Klassen zusteigen. Wir fahren eine Stunde länger als sowieso schon, hasten durch den Bahnhof zur Straßenbahn und quetschen uns auch hier hinein. Seltsamerweise sehen wir im Weiterfahren 3 Schüler, die ausgestiegen sind, obwohl es noch drei Stationen sind. Bei der Messe ist schon großer Andrang, wir machen einen Treffpunkt aus und schon sind alle verschwunden. Nur ich stehe noch draußen und warte. Mit Puls. Da kommen die drei Jungs angedackelt: „Ich hatte in der Straßenbahn Kreislaufprobleme.“ Da war es natürlich besser, durch die pralle Sonne bei 32 Grad drei Kilometer bergauf zu laufen.
Im Gedränge der Berufemesse versuchte ich, die Schüler immer mal zu beobachten, ob sie sich denn auch wirklich informieren. Einige erledigten sogar ihre Aufgaben. Bei der Bundeswehr, der Polizei und dem Zoll herrschte reger Verkehr, diese Stände waren sehr gut besucht. Und bei der schwedischen Möbelhauskette staubten sich viele blaue Mützen ab. Bei der Heimfahrt, mit ein bisschen mehr Platz, zeigten sich alle ihre Schätze, zählten Kugelschreiber und packten ihre prall gefüllten Taschen aus. Für mein eingesammeltes Infomaterial interessierte sich keine. Ha. Bis auf heute, zwei Wochen später. Da mussten sie nämlich ein Anschreiben verfassen für einen Ausbildungsplatz. Mein Infomaterial kam zum Einsatz und die lieben Schüler schrieben und schwitzten.
Mit mehreren Reisebussen fuhren am nächsten Tag alle Schüler und Lehrer nach Wolfsburg zur Phaeno. Also fast alle Schüler. Fast alle Lehrer. Das war sehr bequem, so zu reisen, wenngleich sehr viel teurer. Es hat auch fast niemand gekotzt. Und ein Bus musste nach ein paar Kilometern halten und warten, dass die Sekretärin einer Schülerin ihr Notfallmedikament aus der Schule hinterherbrachte. Die Mutti hatte vergessen, ihrer Tochter das lebensnotwendige Medikament mitzugeben. Meiner Klasse erlaubte ich nur auf der Rückfahrt das Handy, sie sollten sich schließlich unterhalten. Aber allen anderen war das egal. Es wurde sogar gesagt, sie sollen das Handy nehmen und nicht so laut sein, schließlich wolle sie (die Lehrerin) schlafen. Die Schüler dieser Klasse waren übrigens 10 Minuten auf der Phaeno und dann durften sie in die Stadt einkaufen. Aber alle anderen haben sich intensiv mit den verschiedenen Experimenten beschäftigt. Ich stand lange Zeit hinter dem „Drehtunnel“ und half den Hingefallenen und Verwirrten wieder auf die Beine. Das war lustig, denn sie sind gleich wieder rein. Und fielen wieder um. Es gab sogar einige wenige Schüler, die sich informierten, warum was wie funktioniert. Pünktlich waren alle zur Abfahrt der Busse fertig, die Einkäufer kamen mit Tüten und Beuteln, die Lehrerin hatte die meisten (und erzählte am nächsten der Tag der Schulleiterin, wie wunderbar es auf der Phaeno war und wie interessiert die Schüler waren).
Zur nächsten Ausfahrt eine Woche später fuhren wir wieder mit einem Bus, diesmal zum Landtag zum Schülerforum. Einer ist einfach während der Fahrt auf das Busklo, welches abzuschließen der Busfahrer vergaß. Das war ein Geschimpfe! Der Fahrer schilderte ausführlich, wie dort alles umherfliegen könnte. Jetzt musste alle ganz dringend, schließlich wollte ja der Liter Getränk der ersten drei Kilometer wieder nach draußen. Allerdings gab es keine Parkplätze, nur Baustellen, wo man natürlich nicht halten konnte. Es auch hat nur eine gekotzt (in eine Tüte), aber mehreren war dann schlecht. Als wir endlich in Erfurt ankamen, rannten die Jungs an den nächsten Baum und ich mit den anderen zum Eingang, die Toiletten wurden stark frequentiert. So kamen wir dann auf den letzten Pfiff zur Begrüßungsveranstaltung. Es war ein sehr interessanter Tag, die Schüler erzählten am nächsten Tag sehr viel, so viel Neues haben sie erlebt und so viele Eindrücke bekommen! Politik war auf einmal interessant!
Aber nicht, dass jetzt jemand denkt, nun ist wieder normaler Unterricht, nein, nein. Wir hatten noch Sportfest (keiner weiß, wieso das Fest heißt), Projektveranstaltungen zum Girokonto und natürlich auch Wandertag. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich finde ja die permanente Achtsamkeit, wenn wir unterwegs sind, superanstrengend. Natürlich wollen alle Spaß haben und nicht gegängelt werden. Aber ich stehe die ganze Zeit unter Strom, dass sie sich benehmen, keiner unter die Räder kommt, keiner verlorengeht und alle wieder gut nach Hause kommen. Verarzte Zipperlein, bringe Kotztüten weg, verteile Bonbons und zähle dabei die Anwesenheit, ermahne, schimpfe, interessiere mich für Gossip, tröste, kontrolliere, wundere mich und versuche, gute Laune zu verbreiten. Superanstrengend.
wow!! 48Die Feiertage im Oktober
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