Stadtspaziergänge Palermo

Fast mitten in der Stadt ist man schon, hat man einen Liegeplatz in einer der Marinas angemeldet und ergattert. Für unser 36 Fuß Segelboot machte das im Juli 90 Euro pro Nacht, wir waren das kleinste Boot, ich möchte gar nicht wissen, was die Riesen-Schiffe voller Luxus da kosten, aber vielleicht ist das für sie nicht wirklich relevant. Wir blieben 4 Tage, um auch möglichst viel zu sehen. Hier nun eine Melange aus Erlebnissen, Tipps und Hindernissen:

  • Der Sommer ist nicht die beste Reisezeit, um sich eine sizilianische Stadt anzuschauen. Der Hitze kann man nicht wirklich entfliehen, erst nach Sonnenuntergang belebt sich die Stadt, tagsüber sind nur wir Touristen unterwegs. Natürlich sucht man sich immer die Straßenseite im Schatten aus. Zum Essen und Trinken (selbst Espresso) geht man lieber nach drinnen, an einen Tisch in der Nähe der Klimaanlage. Selbst Eis essen gestaltet sich schwierig, da es schneller schmilzt und tropft, als man lecken kann.
  • Immer feste Schuhe anziehen! Mit Socken! Ich machte den bösen Fehler, in Schlappen durch die Stadt zu laufen, nach 16 km (wir waren den ganzen Tag unterwegs) hatte ich böse Blasen! Auch muss man Müll und Unrat ausweichen, also muss man zum Schauen stehen bleiben, ansonsten stetig vor die Füße gucken!
  • Bustickets kauft man vorher in den kleinen Lädchen, der Bus kommt allerdings erst, wenn du die Nerven nach über einer halben Stunde Warten an einer „Bushaltestelle“ in der prallen Sonne verloren hast und unterwegs zu nächsten Haltestelle bist.
  • Morbide, leerstehende Gebäude wechseln sich ab mit Palästen, die Altstadt ist riesig, verkommen, vermüllt, wunderschön und voller Menschen.
  • Will man die Straßenmärkte erleben, muss man vormittags in die Stadt, es ist unglaublich, wie es da zugeht, was es alles gibt und wie viel Streetfood jeglicher Art angeboten wird. Es sind zwar Sonnenschirme darüber, doch die Hitze, die Menschenmengen, die sich entlangschieben und die Gerüche lassen mich schnell flüchten.
  • In jeder, wirklich jeder Kirche, die geöffnet ist, muss man Eintritt bezahlen. Das geht von 2,50 Euro bis 7,00 Euro, einmal war nur ein Euro pro Person fällig, weil die Kirche eine Baustelle war. Die Schultern sollten mehr oder weniger bedeckt sein, die Beine bis über die Knie. Logisch, sind Gotteshäuser.
  • In der Kathedrale gibt es viel zu sehen, nachdem man allerdings auf dem Dach die Aussichten bewundert und die engen Wendeltreppen wieder nach unten geschafft hat, muss man sich erst mal ausruhen. Gut, wenn man im kleinen Rucksack Wasser mitgenommen hat! Gegenüber des Sarkophags Friedrich II. gibt es sogar Erklärschilder in Deutsch! Auch die „Sonnenuhr“ quer durch die Kathedrale ist interessant, wenn man sie gefunden hat und nicht einfach so drüberlatscht. Allerdings ganz schwierig zu fotografieren, da sie so lang ist und teilweise unter einer Baustelle verläuft.
  • Mit dem Kombi-Ticket kann man dann noch in den Bischofspalast nebenan. Nach einer Mittagspause, dem Park und einer anderen Sehenswürdigkeit verbrachten wir dort noch viel Zeit um uns alle öffentliche Räume auf mehreren Etagen anzusehen. Ich kam aus dem Staunen gar nicht wieder raus.
  • Mehrere gaben uns den Rat, unbedingt die Kapuzinergruft und die Mumien zu besichtigen. In verschieden „Korridoren“ sind Männer, Frauen, Berufe, Mönche ausgestellt, das heißt, die hängen tot dort rum, in Kleidung, gucken dich an oder zum Nachbarn, manche liegen auch. Und wir Touristen aus aller Welt marschieren uns gruselnd daran vorbei, seit Jahrzehnten. Wenigstens darf man nicht fotografieren. Da kann ich hundertmal nachlesen, wie bedeutend das ist, was es damit auf sich hat und was das ganze soll. Ich kam mir voyeuristisch vor. Mir war schlecht.
  • Ein Muss ist der Normannenpalast. Die vielen Tickets kauft man an einer Art Kiosk, dort versäumten sie allerdings hinzuweisen, dass der Palast selbst nur an Wochenenden zu besichtigen ist. Nun, die Ausstellungen waren wirklich sehenswert,“ Meta“ und besonders „Thesaurus“ ,voller wirklich über 1000 Jahre alter Schriften, Kisten, Kästchen und Kunstschätzchen. Vor der von Friedrich II. gesiegelten Urkunde blieb ich lange ehrfürchtig stehen. Die königliche Kapelle erstaunte uns sehr und wir lauschten einer englischen Führung, so erschloss sich uns Manches.
  • Auch im Teatro Massimo hatten wir eine Führung, und konnten minutenweise der Probe aus der königliche Loge lauschen. (Ich kam mir vor wie Sissi, nur in kurzer Hose!) Gänsehaut pur, so dass wir gleich am nächsten Morgen uns Eintrittskarten für das Concerto immerso am Abend kauften. Sicherheitshalber fragten wir nach dem Dresscode. Wir zogen unsere besten Sachen an, gingen Essen und kurz vor 21.00 saßen wir im Saal. Das Sinfonieorchester vor der mit einem riesigen Gemälde abgehängten Bühne, der Chor sang rings um uns auf den ersten beiden Balkonen, in jeder Loge 2, Frauen unten, Männer darüber, etwa 80 gewaltige Stimmen! Nach dem Freiheitschor von Nabucco klatschte das Publikum unaufhörlich, meine Hände hörten auch nicht auf. Was für ein Erlebnis! Das erste Mal in meinem Leben war ich in einer Oper! (Ohne Oper) Zu Fuß.
  • Das Museum für moderne Kunst ist in einem Palast, aber alles ist auf die Ausstellungen konzentriert, auf allen Etagen. So geht zum Beispiel die Beleuchtung erst dann an, wenn du vor dem Kunstwerk stehst. Auch wenn ich die meisten Künstler und Kunstwerke nicht wirklich kannte, stellte ich doch viele Parallelen fest (zum Beispiel bei den Romantikern). Zu einer Vielzahl von Plastiken fielen uns alternative Namen und Interpretationen ein, der Mückenstich oder Wo ist das Klopapier?
  • Im Botanischen Garten liefen wir etliche Kilometer hin und her, immer mit kurzen Ruhepausen auf Schattenbänken. Wir bekamen beim Eintritt ein Iphon mit englischen Erklärungen zu einzelnen Bäumen, Pflanzen, Gebäuden. Ich ergänzte mit deutschen Informationen und Details.
  • Die tanzenden Fontänen hinter den Marinas waren eine Überraschung, immer andere Musik, grandios aus Lautsprechern im Bassin, Beleuchtung und springendes Wasser.
  • Wenn wir gegen Mitternacht nur noch in die Koje fallen wollen (nach viel kaltem Wasser über den Körper), geht es in Palermo erst so richtig los. Den ganzen Tag waren keine Kinder zu sehen, jetzt werden sie im Wagen durch die Stadt geschoben, sie flitzen umher, es wird flaniert, geredet, gestikuliert, gegessen und getrunken, nirgendwo gibt es mehr einen freien Tisch. Palermo bei Nacht.

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2 Responses to Stadtspaziergänge Palermo

  1. Avatar von friedopagel friedopagel sagt:

    Palermo today, und kein Wort vom Ätna Ausbruch?

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    • Avatar von Isabelladonna Isabelladonna sagt:

      Die Stadt unmittelbar am Ätna ist Catania. Dort sahen wir die Aschespuren überall vom Ausbruch Anfang Juli. Als wir am 18. Juli vormittags heimgeflogen sind, gab es keine Probleme. Doch dann ging wieder los… Ich frage mich wirklich, wie die Einheimischen dort leben können, und was die vielen Touristen und Fluggäste alles ausstehen müssen.

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