Ein weiterer Gastbeitrag von SKIPPER:
Im Hafen von Patras ist es ruhig, als wir hinaus fahren. Weiter draußen sehen wir jedoch weiße Schaumkronen auf den Wellen. Der Ostwind wird in der Meerenge von Patras, über die sich die Brücke schwingt, von den über tausend Meter hohen Bergen wie durch eine Düse beschleunigt. Wir setzen Großsegel und Genua gerefft. Schon packt uns der Wind. Wir wollen nur schräg über die Meerenge nach Meganision. Der Wind ist damit achterlich und auch die Wellen kommen von schräg hinten.
U. ist am Ruder und je stärker der Wind, desto schwieriger ist das Steuern. In den Böen erreicht der Wind 7 Beaufort und die Kraft auf das Ruder ist manchmal enorm. Ich löse U. am Ruder ab und kann auch mit ganzem Körpereinsatz das Schiff kaum auf Kurs halten. Je weiter wir auf das Nordufer zu kommen, desto stärker ist der Wind und bald ist klar, dass immer noch zu viel Segelfläche gesetzt ist.
Wir werfen also den Motor an, fahren gegen den Wind und reffen das Rollgroßsegel weiter. Das Vorsegel schlägt dabei im Wind und als wir wieder auf Kurs sind, sehen wir, dass es sich oben anders als unten um das Vorstag gewickelt hat. So etwas hatten wir noch nicht gesehen. Es sieht aus wie eine Eieruhr. Ich gehe nach vorn und S. ans Steuer. Durch den Seegang bewegt sich der Bug heftig auf und ab. Ich versuche das Segel zu klarieren. Nach unten ziehen: vergeblich. Zu groß sind die Kräfte des Windes auf diese Stoffwurst. Auch Motorfahrt mit dem Wind reduziert diese Kräfte kaum. Drehen an der Rollreffanlage führt nur dazu, dass die Schoten auch noch um das Segel gewickelt werden. Dabei schlägt das Segel wie verrückt im heulenden Wind und ich fürchte, dass es kaputt geht. Was tun?
Durch die Drehung ist aber der dünne Teil der „Eieruhr“ nach unten gerutscht. So nehme ich erst die Backbordschot nach vorn und winde sie zurück um das Segel und nachdem diese wieder belegt ist mache ich dasselbe mit der Steuerbordschot. Und siehe da, das Vorsegel steht wieder und ich kann keuchend durch meinen Tanz auf dem wild stampfenden Vorschiff nach meiner Heldentat wieder zurück ins Cockpit.
Die Einfahrt in die Lagune sieht sehr seltsam aus. Das ist überhaupt keine Einfahrt! Wir bekommen den Hinweis vom anderen Schiff, welches unsere Suchbemühungen aus gebührenden Abstand beobachtet, endlich mal in die Papierkarte zu schauen. Siehe da, erst in ein paar Meilen ist die richtige Einfahrt. Na sowas.
Hier waren wir noch nie. Wunderschön hier.