Theodora Fontanelle „John Walker“

Gischt schäumt

Gischt schäumt

John Walker!  

John Walker! “Wer  trinkt  John Walker?”

John Walker trank unser  Steuermann,

Die Flasche war  leer, bis er das Ufer gewann,

er hat uns gerettet, und auch der Korn

Wir tranken alles, aus dem Nebelhorn.

Die „Blue Lady“ fliegt über die baltische See,

Gisch schäumt um den Bug, wie Flocken von Schnee.

Von Fehmarn steuert sie durch den Sund

Wieder in den Hafen, denn dann geht’s rund.

Und die Kadetten mit Bibbern und Graun,

im Dunkeln nach den Tonnen schaun.

Und plaudernd mit John Walker heran,

tritt alles: „Wie weit noch, Steuermann?“

Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:

„Noch dreißig Minuten, halbe Stund‘ “

Schau nach vorn

Schau nach vorn

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –

Da klingt‘s aus dem Schiffsraum  her wie ein Schrei:

„Der Wein ist alle“, war‘s, was da klang.

Ein Schluchzen aus der Kajüte drang.

Ein Stöhnen, die Antwort dann so:

„Noch 20 Liter“ –  was sind wir froh

freih und froh

frei und froh

Und die Mannschaft, buntgemengt,

unter Deck sitzt sie zusammengedrängt.

Im Cockpit oben  ist noch Luft und Licht,

Zigarrenrauch aber lagert sich dicht.

Und ein Jammern wird laut: „Wo schlaf‘ ich, wo?“

Einer im Sitzen, der ist froh!

Luft, aber kein Licht

Luft, aber kein Licht

Die Krängung wächst, doch das Großsegel steht,

der Skipper nach dem Steuer späht,

er sieht nicht mehr seinen Nebenmann,

aber durchs Handy fragt er an:

Noch da, John Walker?  Ja, Mann, ein Rest-

Das du mir ja was übrig lässt!

Und das Schiffsvolk jubelt, Halt aus! Hallo!

Und nur noch zehn Liter bis Ultimo.

Halt aus!

Halt aus!

„Noch da, Jonny Walker!“ Und Antwort schallt‘s

Mit ersterbender Stimme „Ja, Herr, ich halts!“

Und dann in den Hafen, viele Stege, kein Stein,

er jagt die „Lady“ in die Lücke hinein,

soll Rettung kommen, so kommt sie nur so,

Rettung: Am Ufer das Damenklo!

Der Kanister geborsten. Der Durst verschwelt.

Betrunken alle. Und keiner fehlt.

Kanister

Kanister

Alle Glocken gehen, ihre Töne schwell’n

In allen  Mägen, wie hohe Well’n

Kein Klingeln und Pfeifen, nur Schweigen, ganz matt,

ein Dienst nur, den jeder an Bord  heute hat:

Mit Lappen und Schrubber und auch der Pütz

Jede helfende Hand  ist zu etwas nütz‘

Sie lassen den Anker auch jetzt nicht hinab,

motoren ganz langsam „Wie weit ist das Kap?“

Es ist zu weit, der Hafen tut‘s auch,

von ferne sieht man des Meisters Rauch.

Hafenmanöver

Hafenmanöver

Der Skipper das Steuer fest in der Hand,

doch die Crew will lieber wieder an Land.

Wer will uns retten? Wer kriegt die Kron‘?

John Walker, na klar,

unsre Liebe sein Lohn.

John Walker

Der Morgen danach

Der Morgen danach

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1 Response to Theodora Fontanelle „John Walker“

  1. Avatar von Lotti Lotti sagt:

    Ein super Situationsbericht…!!!

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