Zurück in die Vergangenheit

Seltsame Leute da. Die dort arbeiten wegen ihres Berufes und die der Führung lauschen irgendwie suspekt, um nicht zu sagen verdächtig. Mittendrin wir. Im Stasi-Archiv Erfurt. Tag des offenen Archivs. Irgendwie habe ich schon sehr viel vergessen oder noch nicht gewusst.

  • 112 Regal-Kilometer Schriftgut sind troz massiver Vernichtung durch die Stasi selbst erhalten geblieben (in allen Archiven), 39 Millionen Karteikarten, 47 Regal-Kilometer verfilmtes Schriftgut, 1,6 Millionen Fotos und Dias, 31000  Film-und Tondokumente.
  • Zerissenes Material 15500 Säcke. Diese wurden zunächst per Hand zusammengepuzzelt, inzwischen gibt es Programme, die wurden in einem kleinen Film vorgestellt. Was für eine Arbeit! Für Jahrzehnte!
vernichtete Akten

vernichtete Akten

  • Der BStU – Mitarbeiter, der die Führung machte, erklärte zunächst die verschiedenen Akten. Täter und Opfer. Abteilung soundso. Personenakten. Führungsoffizier heißt so, weil er die Akten führt. Schwänke aus seiner Arbeit. Aber irgenwie gar nicht zum Lachen. IM Stefan habe sich bei ihm während einer Führung beschwert, dass sie seine jahrelange mühevoll zusammengeschriebenen Akten den Besuchern vorführen. Einen ganzen Wagen voll. Wie die Stasi- Mitarbeiter die aktuellen Akten vernichteten. Fauler Mitarbeiter- große Schnipsel, fleißiger Mitarbeiter – viele Schnipsel.
  • 2900 ofizielle Mitarbeiter gab es 1989 im Bezirk Erfurt.
  • Anzahl der Stasi-Gesetze: 2
  • Die verschiedenen Abteilungen und Zuständigkeiten, die verschiedenen Ablagen.
  • Laut Gesetz war es in der DDR verboten, Geld in Briefen zu verschicken. (Danke, Oma, für die 10 Mark damals im Ferienlager, sind angekommen.) Von 1983 bis 1989 wurden aus Briefen 32 Millionen Westmark von der Stasi rausgenommen!!!!!!! Davon kaufte die DDR Edelstahl – Stacheldraht im Westen.
Ausstellungsstücke

Ausstellungsstücke

  • Geruchsproben,  Wandzeitungen, Stempel, Akten….
  • In einen Archiv- Raum durften wir mit rein und bekamen einiges erklärt. Feuerlöschanlage außer Betrieb. Diese Aktenberge würden sowieso nicht so schnell brennen. Die Feuerwehr ist innerhalb von 4 Minuten da. Bis dahin Feuerlöscher benutzen, Schränke mit Planen abdecken.
  • Die wichtigen Akten, die zuerst gerettet werden sollen, haben einen roten Aufklebe-Punkt. Alle.
  • Ein Büro der Sachbearbeiter (den korrekten Namen haben ich vergessen), auf den Schreibtischen für die Besucher einiges drapiert. Erklärungen. Die Arbeit mache auch Spaß.
Schreibtisch

Schreibtisch

  • Etwa 90 % der Akten sind aufbereitet, zugeordnet, neu archiviert.
  • Werden die ehemaligen IM auf ihre Bespitzelung angesprochen (durch die Opfer), gibt es vier Reaktionen: 1. „Ich habe niemanden geschadet“  2. „Ich war doch nicht alleine!“ 3. „Das ist doch schon so lange her!“ 4. Sie öffnen gar nicht erst die Tür.

Das ist nicht so lange her.  Das mulmige Gefühl im Bauch, das beim Betreten des Stasi- Archivs einsetzte, hält jetzt beim Schreiben immer noch an. Gibt es dort auch etwas über mich?

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1 Response to Zurück in die Vergangenheit

  1. Ich kenne den Inhalt meiner Akte nicht. Vielleicht besser so …? ;(

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